Written by Nagelstudio 2.0
Samstag 1. Tag
Teneriffa begrüsst uns nach einem ruhigen Flug mit viel Wind und schönem Wetter! Nichts hat sich in den 2 letzten Jahren verändert, auch wir folgen wie immer zielstrebig den Anweisungen von Captain Daniel. Aber wir haben aufgerüstet.. Naagelstudio 2.0 … Sandro spricht perfekt spanisch und macht unseren traditionellen Richtungstanz mit Handzeichengefuchtel am Taxistand überflüssig. Dieses Jahr springen die vom Taxi und schwupp sind wir schon am Hafen rsp. im Supermarkt. Der Einkaufstrupp steckt gleich 2/3 der Bordkasse in die Spanisch-kanarischen Leckereien und Sandro zitiert bei der gesperrten Hafeneinfahrt von Marina del sur gleich mal den Hafenchef, damit wir gleich vors Boot fahren und entladen können. Juhui wir haben die Oceanis 50 bekommen. Auf einräumen, Bootsbezugsdrink und traditionellen Fleischkuchen folgt ein gemütlicher Abend beim Mexikaner und ruhige Nacht im Wasserbett.
Sonntag Tag 2
2/3 haben gut geschlafen 🙂 … Schönes Wetter und Kaffee begrüssen unseren Tag. Der Bootsvermieter konnte zum Glück relativ rasch unser Stromproblem lösen – die Putzequipe macht sich anscheinend einen Spass daraus beim Reinigen auch das Innere der Hauptsteckdose mit Wasser zu reinigen. Ein Bisschen Föhn und WD40 haben zum Schluss gesiegt und der Strom fliesst wieder. Leinen los und ab… Segel hoch – 2-3 Patenthalsen bis das Boot wieder richtig konfiguriert war dann im Vorwindkurs Richtung La Gomera… schön… die See ist relativ ruhig, keine Seekrankheit in Sicht. Nachdem der Wind abflaut Tücher rein und „Mogge“ an, alle machen es sich gemütlich bis unser Captain den Delfinalarm auslöst und alle am Bug fasziniert den Meeressäugern zuschauen.
Das Meer kräuselt sich wieder und der Wind treibt ein paar schaumkrönchen auf die Wellenköpfe. Nach ein wenig Überzeugungarbeit entgegen den Chefargumenten (jo nei weisch, dä Wind flaut grad wieder ab.. Du dr wind zeigt grad uf ‚ Naase vom Schiff das isch nüt… wänn dr jetzt wirklich nomol an däne Seil risse) gings dann doch nochmals los. Mann über Bord ruft Hangy als wir den Fender platschen hören. Abfallen, Schote fieren, Q-Wende (Wände nit Halse) und Aufschiesse um den Fender zu retten. Das macht Spass! Das wird gleich 3-4 mal wiederholt und dann ab in den Hafen von la Gomera um unser erstes Ankerbier zu geniessen.
Montag Tag 3
Hallo Welt. Schon sind wir wieder unterwegs nach Gran Canaria in den Hafen von Mogan. Leider lässt uns der Wind im Stich, sodass wir den Diesel in Betrieb genommen haben.
Nachtrag noch zu gestern Abend.
Im Hafen ist ein CH Ehepaar auf uns gestossen (böse Zungen behaupten, wir wären nicht zu überhören gewesen ;)), welche sich ein eigenes Stahlsegelboot in Zunzgen (Baselland) zusammengebaut hat.
Sie haben es danach zu Basel in den Rhein gelassen und sind via Frankreich durch die Kanäle gefahren um dann ins Mittelmeer zu gelangen. Von dort segelten sie entlang der Afrikanischen Küste via Casablanca und Madeira nach La Gomera. Da sie ziemlich ausgehungert waren (nach dem Versuch unseres Skippers, diverse Besatzungsmitglieder ihnen gegen Kamele zu überlassen), haben wir sie bei uns an Bord zum Nachtessen eingeladen „Sandro und Laurent hatten sowieso zu viel gekocht“.
Pasta mit einer Jalapeño-Chorizo-Tomatensauce und einem Gemüse-Ziegenkäse Auflauf als Beilage. Heruntergeschwenkt haben wir das Festmahl mit ausreichend Rioja. Damit hatten wir alle wieder ausreichend Energie und eine gelockerte Zunge, (vor allem das Ehepaar), um den Abend gemeinsam mit viel Seemansgarn bis spät nach Mitternacht ausklingen zu lassen.
Während wir mit ihnen über ihre und unsere Segelerlebnisse redeten, fiel uns die Deutsche Crew neben an immer wieder ins Wort mit Fragen wie, seid ihr zufrieden mit euerm Schiff? Ach das ist ja der „Hamma“, ihr habt ein Bugstrahlruder… habt ihr schon mal 7 Beaufort auf offener See erlebt?
Habt auch ihr Walfische gesehen?
Wart ihr auch schon in Griechenland?
Ja ihr Schweizer habt‘s ja gut, wie ist denn das jetzt mit euerm Bankgeheimnis, wie macht ihr damit weiter? und … und… und…
Nachdem ihm dann eines unserer Crewmitglieder erzählt hat, das in der Deutschen Zeitschrift Spiegel in einem Artikel stand, dass die Deutschen die glücklichsten Menschen in Europa sind, verschwanden Sie in den Bauch ihres Bavaria Panzers.
Was uns ziemlich verwundert hat an diesen kontaktsuchenden „Kollegen“ ist folgende Anekdote:
Diese Möchtegern-Seebären erzählen uns, sie liegen seit Freitag im Hafen und planen einen Besuch in Valle Gran Rey, Hanggi meinte das sei ja ein Katzensprung: „in 90 Minuten kannst du dort den Haken rauswerfen“ , die Antwort hat uns alle schockiert, die Seebären reisen mit dem Mietwagen?!
Warum buchen die denn nicht gleich ein Wohnmobil!!
Aber jetzt zu heute Montag:
Wie immer dauerte das Morgenritual viel zu lange, sodass wir erst um 10:00 ablegen konnten. Höhepunkt des straffen Morgenrituals war wiederrum die verbalen Belästigung der Mannschaft durch die deutschen Binnensegler in den Sanitäranlagen: „Geht’s jetzt los?“, Nein, WIR fahren…. Das Frühstück inklusive dem Marinero-Rührei mit lokalen Spezialitäten kam natürlich auch nicht zu kurz. Im Moment befinden wir uns hier:
Normalerweise segelt man hier mit Rettungsweste und mit dem „Gschtältli“ eingepickt. Das hängt mit dem hier unüblichem Südwind zusammen. So tuckern wir jetzt mit ca. 8 Knoten nach Gran Canaria. Um dort auch einen anständigen Hafenplatz zu ergattern, hat Sandro, unser italienisches Sprachgenie, bereits im Hafenbüro angerufen, damit wir einen der besten Anlegeplätze erhalten. Wir hoffen, um spätestens 20:00 dort einzulaufen und dort das Schinkenbrot anzutreffen. Weitere Infos übermitteln wir morgen.
20 Uhr und wir sind da!
Dienstag Tag 4
Wir liegen an bester Adresse in Puerto Mogan neben einer roten Supersegelyacht, welche uns ganz neidisch werden lässt. Aber wir trösten uns mit ein, zwei,…. Ankerbier. Und wieder mal kein Hafen, ohne dass wir interessante Bekanntschaften schliessen. Der Unterschied zu gestern, heute erschien plötzlich eine 3 köpfige Crew, welche trotz ihres sichtlich fortgeschrittenen Alters (oder etwas erhöhten Blutalkoholspiegels, wir wollen uns da jetzt nicht festlegen..) versuchten, den Ferrari-Roten Renner über den denkbar ungünstigsten Weg zu entern. Sozial, wie wir aufgrund unseres Ankerbier-Pegels waren, boten wir den Weg über unser Deck an.
Gute Lösung, wie sich herausstellte, der Skipper, 85 Jahre alt, verfügte über 2 neue Kniegelenke, welche scheinbar noch nicht ganz eingelaufen waren… Nach einem langen Gespräch mit dem Chef dieser holländischen Crew, wurden wir auf ihre Megayacht eingeladen.
Mr Alex, der Eigner des roten Carbonschiffes „Pollux“ (böser Kommentar eines Besatzungsmitgliedes: „Carbon statt Kondition, was?“) war wohl unser Boot zu klein.. wir vermuten aber , dass es mehr um seine beiden Knieprotesen geht und er nur 3 Mal am Tag diese biegen kann, da er nach dem dritten Mal an der Stelle sein muss, wo er übernachten möchte. Die Pollux ist 62 Fuss lang komplett aus Carbon und ein absolutes „Lucky Boat“. Nach 2 Mastbrüchen, ein Mast kann man zum Aktionspreis von 360k (in Worten, das doppelte der Summe aller Jahresgehälter unserer Crew…) erwerben, hat er nun das beste Boot und mit seiner Erfahrung kann da gar nichts mehr passieren.
Mit der gesamten Besatzung aus Belgien, mit Durchschnittsalter von geschätzten 80 Jahren (optimistischer Wert…), wurde es ein lustiger Abend mit vielen Geschichten von Mr Alex. Am nächsten Morgen um 08:00 Uhr will Mr Alex nach Teneriffa. Damit die junggebliebene Crew auch am Morgen genug fit ist, wollten wir rechtzeitig von Board. Auch wurde bei uns wurde der Hunger langsam immer grösser.
Nach einer ruhigen Nacht, wurden wir durch laute Motorengeräusche gezwungen, an Deck zu gehen. Die Pollux Crew begrüsste uns und machte sich gleich bereit zum Ablegen. Mit noch kleinen Augen winken wir ihnen zu. Kurz darauf brach auch auf unserem Boot die Aktion aus. Mr Alex hat seine Knie hinter dem Steuerrad eingerastet und gab Gas. Das Ablegemanöver war filmreif und wir mögen hier nicht alles darüber schreiben. Zuerst rammte erst fast mit seinem Heck unsere Oceanis. 2 Mann mussten Ihn mit aller Kraft abstossen, während weiter 3 vom Steg aus mit aller Kraft versuchten zu verhindern, dass sein rotes Carbonschiff nicht mit dem Bug die Wand küsst. (so ein Boot ist eben kein Audi Quattro…) Wäre dies passiert, wäre es zur Jagd auf Roter Oktober geworden, was auch einer der Lieblingsfilme von Mr Alex ist. ..
Nach diesem spektakulären Morgentraining, waren wir frühstücksreif und mussten uns wieder sammeln. Zum Glück ist heute unser Landtag. Sprich, wir bleiben im Hafen und geniessen vorerst das Wetter. Hangi freut sich auf einen Badetag, welcher er aber nicht haben wird.
Am Nachmittag (nach Intervention hier nicht genannter Besatzungsmitglieder, denen die Bedeutung des Wortes „Ferien“ scheinbar noch nicht so geläufig ist) hiess es „ab auf die See“ dann war „wenden, halsen, Mann über Board, aufschiessen etc. angesagt.
Wir lernten dabei auch „beidrehen“ Für zukünftige Skipper ein absolutes „muss“.
Nachdem wir 3 Stunden an den Seilen gerissen haben,
ging es gut gelaunt in den Hafen zurück.
Mittwoch 15.4.2015
Nachdem sich Wolfi den ganzen Tag Sorgen über seine Cholesterinwerte gemacht hatte (Anmerkung des Betroffenen: Zu recht, die ganze Bikini-Figur im A…..), waren Sandro und Laurent für ein Salatmenü auf dem Schiff besorgt. Lecker war‘s, mit vielen ungesättigten Fettsäuren und Vitaminen, die grössten Bedenken hatten sich somit relativiert. Weil sich bekannter Weise die Schlaftiefe von Seeleuten äquivalent der Meerestiefe und umgekehrt proportional zum Knoblauchspiegel im Blut verhalten, waren wir alle gut ausgeschlafen (für die Mathematik-Muffel unser uns: flache ruhige Gewässer + B-Waffen-verdächtiger Gestank im Boot = Komaähnlicher Schlaf trotz 250 Dezibel schnarch Geräusch über gefühlte 12 Oktaven). Entsprechend ausgeruht konferierten wir am nächsten Morgen über die allfälligen Zieldestinationen. Doch vor Abschluss dieser, sind wir schon auf See und motoren Richtung Fuerte, da unser Captain mit seiner berühmten plötzlichen Hektik immer siegt. Leinen los (Wenn ein Stimmorgan in Beaufort gemessen würde, dann würde es nun sicher 8 Windstärken anzeigen und der berühmte Allernachanschisssatz: „es isch ja ni bös gmeint“ relativiert eh wieder alles) und raus!!!
Wind haben wir gefunden, aber leider reicht es doch nicht bis Fuerte, also Wende und zurück.
Glücklicherweise driften wir in einen schönen Windfleck, was richtig Spass machte, soviel Spass, dass Laurent das Steuer nicht mehr losgelassen hat
und unter genauer Anleitung von Hangi sogar den Kahn am Steg parkieren durfte!!!!!!
(Seitdem verbessert er seine Fähigkeiten mittels entsprechender App an allen Orten, auch wenn vor der Toilettentür sich andere Besatzungsmitglieder die frische Unterwäsche wieder beschmutzen… ) Unser Hafen Puerto Rico ist wirklich schön und vor allem von Skandinavier besucht – nette Leute – da kommt man schnell in Kontakt. Unser Nachbar auf seiner Luxusyacht ist schon seit 2 Jahren unterwegs, ein Lebemann und die Nachbarin hat gleich unseren Müll weggebracht – nett. Nach ausführlichem Ankerbier geht’s abends in das Städtchen, ein Teil geniesst noch einen Ausflug zum Strand, trifft einen Griechen, dessen Bruder in Basel wohnt und Anfangs Jahr eine GinBar eröffnet hat – da müssen wir mal hin.
Wir treffen uns wieder im Norwegischen Pub bei einen Guinness. Nachdem unser Skipper, nach der unschönen Absage unseres reservierten Essplatzes, eine leider berühmte deutsche Persönlichkeit imitierte, fanden wir auch noch eine Beiz, dessen Essen zum Erstaunen aller, gar nicht dem typisch Touristen-Abzock-Programm entsprach… (sogar die Pasta war al dente!)
Donnerstag 16.4.2015
Wie gewohnt planten wir um 9:00 abzulegen. Das ganze verzögerte sich dann aber, auch wie gewohnt, bis um 10:00 „Het öpper mis Duschmittel gsee?, het’s no e Schluck Kaffi? Wart i suech no mi Weschte..“ Nachdem dann die Kaution von 30 Euronen für den „Duschischlüssel“ beim Hafen zurückgeholt wurde, ging es ab in Richtung Teneriffa.
Zu Beginn herrschten umlaufende Winde, bis dann der Wind innert kürzester Zeit auf 29.9 Knoten auffrischte. ½ Grossegel wurde gesetzt und ½ Vorsegel.
So segelten wir ca. 5 Stunden, bis wir die Küste von Teneriffa erreichten.
Nachdem wir die Untiefen umrundeten, wurden die Segel eingerollt, Fender und Heckleinen am korrekten Ort platziert und rein ging es in den Hafen. Kaum waren die Leinen belegt und das Schiff an der Mooring gesichert, kam der Deutsche Binnenschifferkameradefragensteller aus Gomera zu uns rüber. Das Schicksal meinte es echt nicht gut mit uns, er hatte sein „schwimmendes Wohnmobil der Reichsmarke Bavaria“ tatsächlich genau neben unserem Anlegeplatz parkiert?! Kaum hatte Hangi seine Fuss auf dem Schwimmsteg ging es los: Na wie war den euer Tag? Woher kommt ihr? Habt ihr auch Wale gesehen? Wie ging es mit der Crew?.. Fragen über Fragen. Wir berichteten über unserer Route. Er meinte dann „So grosse Wale wie wir habt ihr Schweizer noch nie gesehen“… (ja… gewisse Ähnlichkeit dieser Zeitgenossen mit Walen ist nicht abzustreiten…) Aber auch das hat uns nicht vom Ankerbier in der nahen Beiz abgehalten und auch unseren Durst nicht verdorben…
Tja, was sonst noch… ach ja, zurzeit versuchen gerade alle Kochbegabten aus den „Resten“ (Reste… davon könnte man ein mittleres mittelamerikanisches Land ein Jahr verpflegen…) etwas zu generieren… um den Namen der Gerichte kümmern wir uns dann später…
Freitag 17.4.2015
Da sich Laurent entschieden hat den Hochseeschein zu absolvieren, wurde entschieden den heutigen Tag mit Übungssegeln zu verbringen. So ging es um 11:00 raus auf den Atlantik. Mit 5 – 6 Bf. Es wurden Wende und Halsemanöver durchgeführt. Auch das Segeln nach der Winduhr wurde beigebracht.
Hier ein paar Eindrücke:
Ansonsten: LANGWEILIG!! Einfach anderen beim Einparken zuschauen, Reste vernichten, Bier ausleeren… Wetter zwischen Bikini und Ölzeug… aber natürlich freuen sich alle wieder auf zu Hause: gewohnte Hygiene, Essen gesund und wie immer nur Wasser und Wein… trotzdem, alles in allem: Wie immer schön, lustig und vor Allem: für die meisten Arbeitsfrei (Schande über diese, welche für Notebook wichtigere Dinger zu Hause gelassen haben…)